Ein Ölgemälde 1975

Lothar Rumold: o. T., 1975, Öl auf Leinwand, 30 x 24 cm

Leihgabe von Barbara Rumold

Als ich dieses Bild malte, wohnte (und malte) ich in einer Ein-Zimmer-Wohnung am Rande der Karlsruher Südstadt. 40 Jahre zuvor (also um 1935) hatten am anderen Ende der Straße eine Zeitlang die Eltern meiner Mutter gewohnt, auch meine Mutter muss als Kleinkind dort herumgekrabbelt sein.

1975 war ein Jahr zwischen zwei Lebensabschnitten, in gewisser Weise zwischen zwei Welten. 1974 hatte ich das Abitur gemacht, 1976 begann ich in Berlin Anglistik und Germanistik zu studieren. Vormittags arbeitete ich vier Stunden in der Holzbildhauerwerkstatt meines Vaters, nachmittags malte oder zeichnete ich, abends bekam ich Besuch von meiner Freundin, die ihre leicht verhaltensgestörte, aber durchaus sympathische Beagle-Hündin Daisy bis zu mir und zurück Gassi führte. Oder ich las Agatha-Christie-Krimis oder ging in meine Stammkneipe (das Depot in der Waldstraße), trank dort zwei bis drei Bier und wanderte um fünf nach zwölf in dunkler Nacht durch menschenleere Straßen zurück in meine Rue de (Georg Ludwig) Winter, wo ich Hemd, Krawatte und Jackett (natürlich trug ich nichts derartiges) an den Kleiderständer hängte und danach eine Platte des mir heute unerträglich gewordenen, damals aber heiß verehrten Hannes Wader auflegte: „Heute hier, morgen dort, bin kaum da, muss ich fort …“ Fort war dann erst meine Freundin, ein halbes Jahr später auch ich.